Der Verein zur Förderung von Lastenrädern www.das-lastenrad.at verleiht seit 2014 kostenlos Lastenräder. Die ersten Räder wurden mit Finanzierung des Umweltamtes der Stadt Graz selbst angeschafft, die weiteren werden von Bezirksräten und Vereinen zum Verleih zur Verfügung gestellt.

 

Was hat das-lastenrad.at mit LARA Share zu tun?

Andreas Zobl und Martin Moser vom Verein zur Förderung von Lastenrädern stehen hinter der quadratic GmbH, die am Projekt LARA Share beteiligt ist und die selbst eine der ersten Verleihstationen des freien Lastenrads Graz war.

 

In den vergangenen vier Jahren durften wir viele positive und nur sehr wenige negative Erfahrungen im Zusammenhang mit dem kostenfreien Lastenradverleih machen. Die meisten Einwände, Bedenken und Befürchtungen, die zu dem Thema geäußert werden, können wir aus eigener Erfahrung widerlegen.

 

Wie funktionieren die Reservierung, die Übergabe und die Rückgabe der Lastenräder?

AusleiherInnen müssen sich einmalig auf der Website registrieren und können mit ihrem Account freie Lastenräder anfragen bzw. sofort reservieren (je nach Einstellung der Verleihstation). Bei der Abholung des Lastenrades muss ein Formular mit den persönlichen Daten ausgefüllt und ein Lichtbildausweis gezeigt werden, dessen Nummer ebenfalls in das Formular eingetragen wird. Nach dem Akzeptieren der Nutzungsbedingungen und Unterzeichnung des Formulars händigt jemand von der Verleihstation den Schlüssel und – bei Lastenrädern mit Elektro-Antrieb – den Akku aus und erklärt neuen NutzerInnen kurz das Lastenrad und weist auf Gefahren hin, wie beispielsweise das zu schnelle Kurvenfahren mit einem dreirädrigen Lastenrad.

Bei der Rückgabe an der Verleihstation wird das Rad einem kurzen optischen Check unterzogen und die/der NutzerIn gibt den Schlüssel zurück. Wir sind der Meinung, dass dieser persönliche Kontakt AusleiherInnen dazu animiert, auf das Lastenrad aufzupassen und es möglichst unbeschädigt und sauber wieder zurückzubringen. Es kommt selbstverständlich trotzdem vor, dass Lastenräder beschädigt oder stark verschmutzt zurückgegeben werden. In solchen Fällen kontaktieren wir die/den AusleiherIn, fragen nach was passiert ist und ersuchen ihn/sie, den Missstand zu beheben. Wir mussten noch keinerlei Sanktionen aussprechen oder NutzerInnen sperren. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder AusleiherInnen, denen kleinere Mängel oder anstehende Wartungsarbeiten auffallen und die einfach selbst die Initiative ergreifen und sie entweder selbst beheben oder die Reparatur bzw. Wartung von einem Fachbetrieb durchführen lassen und die Kosten dafür übernehmen. Nicht selten kommt ein Lastenrad auch blitzeblank geputzt zurück, weil sich ein/e AusleiherIn ans Herz gefasst und zum Putzlappen gegriffen hat.

Selbstverständlich denken auch wir über vollautomatische Systeme nach, bei denen mittels Schnittstelle zu einem Smartlock keine Person mehr an der Verleihstation notwendig ist. Es wäre ein interessanter Versuch, ob das Ausleihen ohne zwischenmenschlichen Kontakt genauso problemlos funktioniert und ob auf die Lastenräder so gut aufgepasst wird wie bei Face-to-Face-Rückgabe.

 

Wo befinden sich die Standorte und Verleihstationen?

Zum Start im Jahr 2014 gab es nur ein Lastenrad, das alle zwei bis drei Monate den Standort wechselte, damit möglichst viele Bezirke und Viertel in den Genuss des Service’ kamen. Mit der sukzessive wachsenden Anzahl an Lastenrädern wurden diese Verleihstationswechsel mit der Zeit unnötig, weshalb nun auch für das erste Lastenrad ein fixer Standort geplant ist. Alle anderen stehen schon bei fixen Verleihstationen über das Grazer Stadtgebiet verteilt: Mehrere davon sind Fahrrad-Händler bzw. Reparaturgeschäfte, ein Verein, eine Ateliergemeinschaft, eine Pfarre und ein Radboten-Dienst. Mittlerweile gibt es auch schon Verleihstandorte in Salzburg (Magistrat), Klagenfurt (Versicherungsmakler) und Villach (Stadtmarketing).

 

Weshalb erklärt sich jemand bereit, Verleihstation zu sein, was sind die Voraussetzungen und wie groß ist der Aufwand?

Die Anreize für Verleihstationen sind dabei sehr unterschiedlich: Manche machen es aus reinem Idealismus, weil es der Umwelt zuträglich ist und weil sie dem Sharing-Gedanken viel abgewinnen können, für andere wiederum ist es eine rein rationale Entscheidung. Letztere erhalten kostenlose Werbung für ihr Unternehmen, ihr Engagement ist ihrem Image förderlich und es bringt ihnen neue potentielle KundInnen ins Haus. Dem gegenüber steht ein äußerst überschaubarer laufender Aufwand: Einige wenige Minuten Zeit für die Übergaben und Rücknahmen der Lastenräder, bei E-Lastenrädern muss von Zeit zu Zeit der Akku geladen werden (die Stromkosten dafür sind verschwindend gering) und falls es einmal Probleme geben sollte, muss der Verein zur Förderung von Lastenrädern kontaktiert werden.

Die Voraussetzungen, Lastenrad-Station zu sein, sind ebenfalls überschaubar: Ein Muss sind verlässliche Öffnungs- oder Anwesenheitszeiten, die im Reservierungssystem eingetragen werden können. Wünschenswert wäre außerdem ein sicherer, überdachter Abstellplatz; dies ist allerdings keine zwingende Voraussetzung beim Lastenrad Graz.

 

Wie hoch ist der laufende Wartungs- und Reparaturaufwand? Ist dies über Spenden finanzierbar?

Abgesehen von wenigen Unfällen und Missgeschicken, die mit mehreren hundert Euro Reparaturkosten zu Buche schlugen, gilt es laufend lediglich die üblichen kleinen Missstände zu beheben: Dank der sehr pannensicheren Reifen ist pro Lastenrad maximal ein Schlauch im Jahr zu tauschen, die Kette muss hin und wieder geschmiert, die Schaltung eingestellt, Bremsbeläge müssen getauscht, Lenkergriffe oder -bänder erneuert oder diverse Schrauben festgezogen werden.

Die üblichen laufenden Kosten sind problemlos über Spenden finanzierbar. Allerdings nur unter einer Voraussetzung: Die AusleiherInnen müssen bei der Rückgabe auf die Möglichkeit einer Spende hingewiesen oder aktiv darum gebeten werden. In diesem Fall werden pro Ausleihe üblicherweise Beträge von 50 Cent bis 5 Euro gespendet. Ohne einen entsprechenden Hinweis denkt allerdings kaum jemand daran, etwas zu geben. Bei einer durchschnittlichen Auslastung von ca. 30 Ausleihen pro Monat können zwischen 20 und 50 Euro an Spenden zusammenkommen.

 

Wie oft und wie lange werden die Lastenräder verliehen?

Die Verleihfrequenz und -dauer ist von Standort zu Standort sehr unterschiedlich. Als Mittel kommt dabei rund eine Ausleihe pro Werktag heraus, wobei ein Rad an manchen Tagen zweimal für wenige Stunden, an anderen wiederum mehrere Tage durchgehend ausgeliehen wird. Die kürzesten Verleihdauern betragen zwei Stunden, die längsten normalerweise 3 Tage, was auf das-lastenrad.at beim Anlegen eines Lastenrades als maximale Verleihdauer empfohlen wird.

Die Lastenräder werden vom Frühjahr bis zum Herbst häufiger ausgeliehen als im Winter, allerdings herrscht auch in der kalten Jahreszeit durchaus reger Betrieb, was wohl auch den milden Grazer Wintern zu verdanken ist.

 

Was sind typische Einsatzzwecke der ausgeliehenen Lastenräder?

Bei der Reservierung eines Lastenrades kann die/der AusleiherIn freiwillig den Verwendungszweck eintragen, um so potentiellen NutzerInnen Ideen zu liefern, was sie selbst alles mit einem Lastenrad transportieren und wo sie auf ein KFZ verzichten könnten. Die Einsatzzwecke sind vielfältig: Häufig werden die Räder für größere Lebensmittel-Einkäufe oder Fahrten zu Bau- und Flohmärkten genutzt; auf der anderen Seite wird oft Sperrmüll abtransportiert. Die Lastenräder werden zum Siedeln genauso genutzt wie  etwa zum Transport von einem Großeinkauf von Katzenstreu oder sie werden zB regelmäßig beim Foodsharing eingesetzt oder für eine gemütliche Grillerei an der Mur.

 

Ausgefallenere Einsatzzwecke waren bis dato Lastenräder als Hochzeitskutsche, als Kamera-Wagen bei Interview-Touren durch die Stadt, zur Aufnahme von Liebesbotschaften am Valentinstag in Klagenfurt oder als Promo-Gefährt für das Filmfestival Diagonale oder das Straßentheater LaStrada.

 

 

 

 

Welche Folge- oder Nebeneffekte gibt es über den reinen Verleih von Lastenrädern hinaus?

Der Vereinszweck steht bereits im Namen “Verein zur Förderung von Lastenrädern”. In diesem Sinne ist uns (fast) alles recht, was Lastenräder auf die Straße bringt und Menschen dazu bewegt, Transporte anstatt mit einem KFZ mit einem Fahrrad zu durchzuführen. Der Verleih war von Anfang an auch mit dem Hintergedanken bzw. Wunsch besetzt, dass AusleiherInnen, die häufig ein Lastenrad benötigen, irgendwann selbst eines anschaffen. Manche AusleiherInnen nutzen den Verleih von vornherein als reine Testfahrt, da Fahrrad-Händler selten Lastenräder zum Testen auf Lager haben. In den vergangenen vier Jahren konnten wir – wohl auch durch die günstige Fördersituation in Graz – zahlreiche AusleiherInnen vom Kauf eines eigenen Lastenrades überzeugen und sie bei der Wahl des Modells beraten.

Neben Privatpersonen finden auch immer mehr Institutionen Gefallen an Lastenrädern, weshalb wir aktuell mit mehreren öffentlichen und privaten Einrichtungen über die Anschaffung von Lastenrädern sprechen, sie dabei beraten und – wenn ein öffentlicher und kostenloser Verleih angestrebt wird – ihnen unsere Plattform das-lastenrad.at dafür zur Verfügung stellen.

Kategorien: Allgemein

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